Kriminologische Regionalanalysen (KRA) …
… gelten als Explorations- und Erkenntnisinstrumente zur Vorbereitung und Absicherung kriminalpolitischer Entscheidungen bis auf Gemeindeebene.
Die Stiftung Kriminalprävention hatte seit 1998 eine Reihe von KRA durchführen lassen, dabei jeweils auf die Interessen der zukünftigen Nutzer abgehoben, damit die Forschungsergebnisse nicht nur Erkenntnisse in Buchform liefern, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit von den jeweils zuständigen Behörden auch in veränderndes Handeln umgesetzt werden – mit unterschiedlichem Erfolg.
Die Methode stammt aus dem Bereich der empirischen Sozialforschung und ist hinsichtlich der Erhebung häufig eine statistisch repräsentative Befragung von Menschen in Kombination der Ergebnisse mit objektivier- und oder messbaren Daten/Erkenntnissen.
Zweck einer KRA ist regelmäßig, handlungsleitende Konzepte oder Einzelmaßnahmen für eine zuvor definierte Region ableiten zu können.
In Zeiten knapper Ressourcen und der Forderung effektiven Verwaltungshandelns kommt der KRA steigende Bedeutung zu:
· Welche Maßnahmen sind besonders geeignet, objektive Sicherheitslage und subjektives Sicherheitsgefühl zu verbessern ?
· Welche Behörden/Einrichtungen sollten eingebunden werden.
· Welche Prioritäten in der Entscheidung und Umsetzung von kriminalpräventiven Maßnahmen sollen gebildet werden ?
· Welche Auswirkungen haben solche Entscheidungen (Wiederholungs-KRA)
· Wie und wodurch unterscheiden sich unterschiedliche Regionen (Vergleichende KRA) ?
Die Stiftung Kriminalprävention hat seit 1998 eine Reihe von KRA durchführen lassen, dabei jeweils auf die zukünftigen Nutzer dieser Erkenntnisse abgehoben, damit die Forschungsergebnisse nicht nur Erkenntnisse in Buchform liefern, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit von den jeweils zuständigen Behörden auch in veränderndes Handeln umgesetzt werden, mit unterschiedlichem Erfolg.
KRA im interkommunalen Vergleich (1997/98)
Die (damalige) Polizeiführungsakademie (PFA) in Münster/Hiltrup leistet seit vielen Jahren wichtige Grundlagenarbeit bei der Vermittlung der Sinnträchtigkeit von KRAn im Bereich der Aus- und Fortbildung des Höheren Polizeivollzugsdienstes Deutschlands. Dr. Jäger war dort ein wesentlicher Wegbereiter dieses Instrumentes.
So lag es nahe, seiner Anregung und dem Anliegen des damaligen Präsidenten der Akademie, Dr. Schulte, zu entsprechen, und eine vergleichende KRA zwischen zwei Städten des Ruhrgebiets (Herten und Castrop-Rauxel) einerseits und zwei Städten der Slowakischen Republik (Zilina und Trnava) andererseits durchzuführen.
Inhaltlich sollte jede Gemeinde von den Erkenntnissen profitieren, darüber hinaus durch einen Vergleich der Ergebnisse die Möglichkeit erhalten, besonders positive Strukturen und/oder Rahmenbedingungen zu erkennen und gegebenenfalls zu übernehmen.
Methodisch sollte ein Beitrag zu Standardisierung vergleichender KRA geleistet werden, damit zukünftige Projekte strukturierter durchgeführt werden könnten.
Schließlich sollte in der Anwendung unseren slowakischen Partnern ein wichtiges, kriminalpolitische Entscheidungen vorbereitendes Instrument vermittelt werden.
Unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Jäger hat ein Forscherteam beauftragt von der Stiftung Kriminalprävention in enger Zusammenarbeit mit den örtlich zuständigen Behörden in Deutschland und der Slowakei die KRA 1997/98 durchgeführt.
Während über die Umsetzung der Erkenntnisse in den beiden deutschen Städten wenig bekannt geworden ist, werden in Zilina abgeleitete Maßnahmen bereits umgesetzt und zukünftig evaluiert.
Die Planung sieht auch eine Wiederholungs-KRA vor.
In der Veröffentlichung der KRA sind den Zielen entsprechend nicht nur inhaltliche Ergebnisse vorgestellt und beschrieben.Vielmehr liefert das Buch eine Chronologie der Methode mit vielen, auch negativen- Erfahrungen.
Die in der Schriftenreihe der PFA erschienene Veröffentlichung ist dort zu beziehen.
Sicherheitsanalyse Lübeck 2000
KRA mit eingebundenen sozialstrukturellen Zufriedenheitsdaten als Wiederholungs-KRA
Der damalige Inspektionsleiter der Polizei Lübeck Heiko Hüttmann und die Innensenatorin Dagmar Pohl – Laukamp sind 1999 mit dem Anliegen an die Stiftung Kriminalprävention herangetreten, nach 10 Jahren eine Wiederholungs-KRA für den Bereich Lübeck durchzuführen.
Einerseits sollte ein neues kriminologisches Lagebild mit Dunkelfeldaspekten erhoben werden.
Andererseits sollten sozialstrukturelle Zufriedenheitsmerkmale abgefragt werden.
Schließlich sollte ein Vergleich mit Erkenntnissen aus einer KRA aus der Zeit „vor der Wende“ möglich sein.
Darüber hinaus wollte man die Erkenntnisse bis auf Stadtteilebene heruntergebrochen auswerten können.
Als geeignete Methode wurde für eine fragebogengestützte quantitative Exploration auf Stadtteilebne mit eingeschobenen qualitativen, freitextlich zu beantwortenden Fragen entschieden. Dabei war wegen der o.g. Ziele insbesondere bei der Strukturierung der Fragen erheblicher Aufwand zu betreiben, auf Beispiele konnte nicht zurückgegriffen werden.
Das von Prof. Dr. Sack in Hamburg geführte Institut für Sicherheit und Präventionsforschung ISIP (Menuepunkt “Links/Downloads”) wurde beauftragt, diese KRA nach den Vorgaben in Zusammenarbeit mit Kommunalverwaltung, Polizei und Kriminalpräventivem Rat der Stadt Lübeck durchzuführen.
In beeindruckender wissenschaftlicher Qualität, Flexibilität und bei einem vereinbarten Zeitbedarf von nur sechs Monaten konnte ISIP mit Dr. Legnaro die Ergebnisse noch im März 2000 den Behörden und dem KPR vorstellen, im wesentlichen zu folgenden Punkten:
Erstellung eines aktuellen Lagebildes von dem Raum Lübeck, differenziert nach seinen Stadtteilen:
· Sozial- bzw. infrastrukturelle Zufriedenheit
· Einschätzung von Polizeiarbeit
· Subjektives Sicherheitsgefühl
· Objektive Sicherheitslage
· Anzeigeverhalten, Dunkelfeldbeschreibung
· Viktimisierung
Vergleich mit den Erkenntnissen der KRA von 1991
Beschreibung des kriminal- und sozialpolitischen Handlungsbedarfes
Eine Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse erhalten Sie kostenlos im .pdf-Format
Welchen Handlungsbedarf haben Polizei und Kommunalverwaltung für sich abgeleitet ? Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Analyse 2000 mit Maßnahmenplanung erhalten Sie kostenlos im .pdf Format.
KRA Kreis Steinfurt (2000/2001)
1999 wendete sich ein Mitarbeiter des Jugendamtes Ibbenbüren mit der Frage an die Stiftung Kriminalprävention, inwieweit Unterstützung bei der Erarbeitung kriminalpräventiver Maßnahmen für das Stadtgebiet geleistet werden könne.
Im gemeinsamen Gespräch stellte sich heraus, dass ein kriminologisches Lagebild nicht vorhanden war.
Es lag folglich nahe, die Durchführung einer KRA anzubieten.
Noch im selben Jahr haben Stadtverwaltung und Polizeiinspektion nicht nur aktive Unterstützung zugesagt, vielmehr den Vorschlag gemacht, die KRA auf Kreisebene (Steinfurt/Westfalen) auszudehnen und damit die einzelnen Städte (wie eben auch Ibbenbüren) vergleichend zu untersuchen.
Verbundene KRA
Für das Jahr 2000 hatte der Innenminister des Landes NW seine Polizeibehörden aufgefordert, eine Bürgerbefragung mit dem Ziel polizeiliche/organisatorische/administrative Maßnahmen zu evaluieren, durchzuführen.
Nachdem die KRA ebenfalls als fragebogengestützte Exploration konzipiert war, schien eine weitere „Belastung“ der Bürger wenig erfolgversprechend, Abnutzungserscheinungen des Instruments wurden ebenso befürchtet wie zu hoher Nachfassaufwand.
So hat die Polizeiführung Initiative und Bereitschaft gezeigt, ihre (im übrigen standardisierten) Fragen in die KRA zu integrieren. Eine hervorragende, ganzheitliche Lösung.
Die Stiftung Kriminalprävention hat vor diesem Hintergrund entschieden, die KRA als verbundene, vergleichende KRA durchzuführen und die Ergebnisse allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Für Deutschland wurde damit erstmalig eine empirische Untersuchung durchgeführt, welche von der Ebene eines Landkreises bis in die Strukturen von Städten und Gemeinden repräsentative, vergleichbare Ergebnisse erwarten ließ.
Um ein Höchstmaß an Akzeptanz für die späteren (möglicherweise auch negativen) Ergebnisse aber auch Bereitschaft für verändernde, daraus abzuleitende Maßnahmen zu entwickeln, haben die politisch Verantwortlichen schon vor dem Start alle Ebenen in den Prozess eingebunden.
Die Auftragsvergabe ist im Juli 2000 wiederum an ISIP erfolgt, die Ergebnisse konnten im Dezember 2001 vorgestellt werden:
- Rücklaufquote annähernd 50 %
- Sicherheit und Kriminalität sind der Bevölkerung ein wichtiges Anliegen.
- Die Bürger fühlen sich in ihrem Wohnumfeld besonders sicher.
- Dieses Gefühl nimmt mit der Entfernung aus dem eigenen sozialen Nahraum ab.
- Die Bevölkerung glaubt überwiegend, das (angezeigte) Kriminalitätsgeschehen habe zugenommen, tatsächlich ist es zurückgegangen.
- Mit zunehmendem Alter fühlen sich die Bürger sicherer, tatsächlich sind sie auch weniger häufig von (angezeigter) Kriminalität betroffen.
- Die Polizei in der eigenen Stadt/Gemeinde wird positiver eingeschätzt als die im übrigen Land (bei insgesamt sehr guten Einzelbewertungen).
- Die Antwortenden geben eine Vielzahl von Vorschlägen und Hinweisen auf Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der (Sozial-) Infrastruktur ihrer Städte/Gemeinden.
Insgesamt, so resümierten Landrat, die Bürgermeister und Verantwortlichen der Polizei sei mit dieser Studie ein wichtiges Hilfsmittel für sachgerechte Entscheidungen bereitgestellt worden, in drei Jahren soll eine Wirksamkeitsprüfung folgen.
Wegen der Sensibilität der Daten, und um den verantwortlichen Politikern und Behörden zunächst die Möglichkeit der differenzierten Auswertung und Entwicklung von Maßnahmen zu geben, steht die Studie hier nicht als download zur Verfügung.
kontakt<at>stuellenberg-stiftung<Punkt>de
Anfragen direkt an die beteiligten Behörden wegen der Bereitstellung von Exemplaren der Studie können von dort nicht bearbeitet werden!
Konkrete Fragen, insbesondere zur Methodik, werden wir jedoch gern unmittelbar beantworten oder den Kontakt zu einem adäquaten Gesprächspartner herstellen.